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Die Lluc a peu – eine unvergleichliche Nachtwanderung auf Mallorca

Traditionelle Bräuche spielen für eingesessene Mallorquiner eine wichtige Rolle und werden von diesen daher auch entsprechend zelebriert. Die meisten dieser Bräuche auf der spanischen Insel haben dabei einen religiösen Hintergrund, so wie die traditionellen Dorffeste, die in jeder Siedlung auf Mallorca im großen Stil zelebriert werden. Zumeist verehren die einzelnen Dörfer einen bestimmten Heiligen, der, so sagt es die Überlieferung, die Dorfbewohner von Unheil bewahrt.

Zu den traditionellen Bräuchen auf Mallorca gehört darüber hinaus auch eine Nachtwanderung von Güell nach Lluc. Hierbei gedenken die Mallorquiner der Gottesmutter Lluc, die von den Einheimischen häufig auch als „La Moreneta“ bezeichnet wird, was übersetzt so viel bedeutet wie „die kleine Dunkelhaarige“. Zu früherer Zeit war es nämlich ganz normal, der Gottesmutter zu danken und ihr zu Ehren eine Kerze anzuzünden, wenn die Menschen mit Ihrem Leben zufrieden waren. Wem es dagegen weniger gut erging, der konnte die Gottesmutter stattdessen auch um etwas bitten, was auch heute noch auf diese Weise praktiziert wird.

Allerdings ist die Wanderung von Güell nach Lluc alles andere als ein Spaziergang, sondern es handelt sich dabei um eine anspruchsvolle Wanderung, über eine Distanz von 49 Kilometern, auf denen die Teilnehmer etliche Höhenmeter überwinden müssen. Doch wer die Lluc a peu einmal erfolgreich absolviert hat, der wird diese Erfahrung mit Sicherheit so schnell nicht wieder vergessen.

 

Eine Pilgerreise zu Ehren der Göttermutter Lluc

Am 03. August 2019 fand die Lluc a Peu bereits zum 45. Mal statt. Um Punkt 23 Uhr machten sich 15 000 Teilnehmer von der Plaça Güell in Palma auf den Weg zum Kloster Lluc. Die Nachtwanderung erinnert fast ein wenig an eine Pilgerreise, auf der die Teilnehmer viele Kilometer bergauf wandern, was für viele der Teilnehmer vor eine echte Herausforderung stellt. Vor allem, wenn diese denken, bei der Lluc a Peu handele es sich um eine entspannte Nachtwanderung.

Vielmehr sollten die Teilnehmer zumindest sportlich veranlagt sein, um die 49 Kilometer lange Strecke erfolgreich zu absolvieren. Party-Urlauber, die lediglich auf der Suche nach Unterhaltung sind, sollten von einer Teilnahme daher besser absehen und Ihre Urlaubstage am Ballermann verbringen. Wer dagegen nach einer sportlichen Herausforderung sucht und neue Erfahrungen machen möchte, für den könnte die Lluc a Peu, die einen durch die Orte Palma de Mallorca, Marratxí, Santa Maria del Camí, Consell, Binissalem, Lloseta, Biniamar, Selva und Caimari führt, genau das richtige sein.

Um die 49 Kilometer unbeschadet zu überstehen, sollten Teilnehmer, neben Getränken, kleinen Snacks oder Ersatzklamotten für wechselnde Wetterverhältnisse, auch eine Taschenlampe und für den Notfall ein Batterieladegerät mit einpacken. Schließlich handelt es sich bei der Lluc a peu um eine Nachtwanderung, die einen durch gänzlich unbekanntes Gebiet führt, wo es stellenweise ziemlich düster werden kann.

 Die Lluc a peu – Eine unvergleichliche Nachtwanderung auf Mallorca

Darauf beruht der Brauch der Pilgerreise zum Kloster Lluc

Das die Lluc a peu auch heute noch stattfindet ist dem Inhaber der Bar Güell in Palma, Tolo Güell, zu verdanken. In Folge eines Unfalls seiner Tochter im Jahre 1974, bei dem diese unverletzt blieb, schlug ein bekannter der Familie Güell vor nach Lluc zu pilgern, um der Gottesmutter zu danken. Während die Pilgerwanderung in den Anfangsjahren nur von bis zu 50 Personen absolviert wurde, nehmen mittlerweile bis zu 15 000 Menschen an der Wanderung teil. Es gibt sogar Menschen, die nur für die Lluc a peu aus fernen Ländern anreisen, um die Insel und die Menschen einmal von einer anderen Seite kennenzulernen. Nach der Ankunft in Lluc bitten die Teilnehmer die Gottesmutter um etwas oder bedanken sich bei ihr. Im Anschluss daran bekommen sämtliche Teilnehmer an der Wanderung ein Zertifikat, bevor dann bei köstlichen Speisen und Getränken gefeiert werden kann.

 

Die Teilnahme an der Lluc a peu

Die Teilnahme an der Lluc a peu ist grundsätzlich für jedermann möglich und erstmals konnten sich die Teilnehmer sogar online registrieren. Auf diese Weise wollten die Veranstalter Papierkosten einsparen und auch sonst soll die Wanderung in Zukunft ökologischer werden. Zu diesem Zweck wurden Plastikflaschen durch wiederverwendbare Aluminium-Flaschen ersetzt, die im Vorfeld für einen Euro zu erwerben waren. Die Teilnahmegebühr, welche von sämtlichen Teilnehmern zu entrichten ist, beträgt fünf Euro, wovon die Veranstalter einen Euro an das Kloster Lluc spenden. Zudem konnten die Teilnehmer 2019 nicht nur von Güell aus starten, sondern auch in Marratxí, Santa Maria del Camí, Consell, Binissalem, Lloseta, Biniamar, Selva, Caimari Escora oder in Inca.

Zu diesem Schritt entschieden sich die Veranstalter, um auch Menschen mit einem Handicap die Teilnahme zu ermöglichen, die nicht dazu in der Lage sind die gesamte Strecke zu bewältigen. Neben Mallorquinern nehmen jedes Jahr auch etliche Teilnehmer aus allen erdenklichen Ländern der Welt an der traditionellen Nachtwanderung teil, darunter unter anderem Chinesen, Japaner und selbstverständlich gehen auch viele deutsche Teilnehmer an den Start.

 

Die Wallfahrtsstätte Santuari de Lluc

Mit dem Bau des Kloster Lluc (Santuari de Lluc) wurde im Jahre 1622 begonnen und dieser dauerte bis ins Jahr 1691, als die Fassade der Kirche fertiggestellt wurde. Der Legende nach fand ein maurischer Hirtenjunge namens Lluc, dessen Eltern einst zum Christentum konvertiert waren, im Jahre 1229 zwischen einem Felsen am Ufer eines Baches hinter der Kirche die dunkle Marienstatue der Gottesmutter. Diese wurde noch am selben Tag in die Kirche von Escorca gebracht. Doch als die Bewohner am nächsten Morgen zusammenkamen, war die Statue verschwunden.

Man entdeckte die Statue in der Folge an dem ursprünglichen Fundort, wo der junge Lluc sie am Tag zuvor gefunden hatte und brachte Sie erneut in die Kirche von Escorca. Als sich der Vorfall am darauffolgenden Tag erneut ereignete, entschloss sich der der Pfarrer von Escorca der Gottesmutter Maria zu Ehren eine Kapelle an dem Fundort zu errichten, die bis heute als Santuari de Santa Maria de Lluc bekannt ist. Der Wallfahrtsort befindet sich auf 524 Metern in einem Talkessel des Tramuntana-Gebirges und ist von über 1000 Meter hohen Bergen umgeben. Die Gebäude befinden sich in unmittelbarer Nähe zu einem Sturzbach und das Hauptgebäude besteht aus mehreren Flügeln, in denen sich neben einem Gymnasium auch ein Museum, eine Herberge und die Wallfahrtskirche befindet, die seit 1974 als Zielpunkt der Lluc a peu dient.

 

 

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